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"Ich komme aus einem Land, das theoretisch nicht existiert" - so eröffnet der Kommentar. Und Raoul Peck nennt auch bald einen der Gründe, die er für die Misere Haitis ausmacht: "Das Kapital hat gewonnen. Das Kapital hat den ganzen Einsatz abgeräumt".
Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt, als Fallbeispiel: Der dokumentarische Filmessay geht der Allerweltsweisheit auf den Grund, nach der das Streben nach Geld die Welt antreibe. Und er fragt, ob es nicht doch Wichtigeres gibt als Profit. Gegenpol zu den Börsen und westlichen Finanzmetropolen ist ihm dabei Port à Piment, eine Kleinstadt in Haiti. Den an spekulativem Profit und an nichts anderem interessierten Börsenleuten setzt er eine Marktfrau entgegen, die eine halbe Kiste Zahnpasta einkauft, um sie mit minimaler Gewinnspanne weiter zu verkaufen; oder eine junge Kinderärztin, die nicht daran denkt, ihr Land zu verlassen - sie werde in Haiti gebraucht!
Den abstrakten Ausführungen renommierter Soziologen und Wissenschaftler stellt der die Frage nach den Opfern gegenüber, die der nach dem Ende der Blockkonfrontation triumphierende Kapitalismus täglich fordert - gedreht wurde der Film lange vor dem Erdbeben, das Haiti zu Beginn 2010 ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit rückte.